gesucht wird: das Badelaken von Heidi Kabel
Wieso? Weshalb? Warum? … Ich erzähl‘s Euch:
Als ich vor 15 Jahren hier einzog lebte neben mir eine Frau von Mitte siebzig.
Immer schick gekleidet, immer lustig, immer um ein leicht verruchtes Image bemüht.
Sie genoß das Leben und machte sich wenig Gedanken um irgendetwas. So hatte sie auch kein Problem damit, ihren Grau- 🦜 zwischen klebrigen Fliegenfangstreifen kreisen zu lassen. (Es ist zum Glück alles gut gegangen.) 😄
Es hieß, sie hatte eine Menge 💰 auf dem Konto.
Als junges Mädchen hatte sie Schneiderin gelernt. In den 50er-Jahren, als „der Durch-schnittsdeutsche“ in die 🏔 🏔 fuhr, ging sie bei einem großen Magier in Anstellung und reiste mit diesem auf 🌎-tournee. Es gab Bilder auf denen sie, mit einem jungen Löwen auf dem Schoß, vor exotischen Hintergründen posierte. Über Nacht beherbergte sie das Tier in ihrem Hotelzimmer. 😄
Nach dieser Anstellung wurde sie als Kostümschneiderin am Ohnsorgtheater unter Vertrag genommen und lernte dort u.a. Heidi Kabel kennen, wie sollte es anders sein.
Um die Fünfzig hat sie dann einen 📻 -moderator mit einer wunderbar sonoren Stimme geheiratet. Ich habe Tonbandaufnahmen von ihm gehört.
Als ich ihr erzählte, ich wolle regelmäßiger schwimmen gehen, kramte sie ein Badelaken heraus und übergab es mir mit den Worten, dieses hätte ihr die Schauspielerin seiner Zeit zum Geburtstag geschenkt.
>> Unter uns gesagt: Die Tücher, welche ich beim „Discounter meines Vertrauens“ im Angebot gekauft habe, haben eine bessere Qualität. 😄 <<
Und weil die Qualität dieses „edlen Tuches“ zu wünschen übrig ließ und weil ich eine Unterlage für einen der 🐈 🐈 - schlafplätze brauchte, habe ich es halt einem zweckent- fremdeten Einsatz zugeführt. 😚 🥴 😄
Mittlerweile hatte es arg viele Fäden gezogen - und jetzt ist es weg. 😚 😄
die syrische 🦷-klammer
Ihr kennt sicher alle feste 🦷-spangen. Wie die Dres. Hofmann und Neumann zum Aufbau dieser Apparatur
auf ihrer Internetseite ausführen sind „Brackets (…) Halteelemente, welche fest auf die Zähne geklebt werden, um den Bogen aufzunehmen, der die Zahn- bewegung verursacht.“
Einer der jungen syrischen Männer hatte sich seiner Zeit in der Heimat eine Klammer ein-setzen lassen. Als er in Deutschland ankam, hatte er nur noch die Brackets im Mund. Nun fragte er mich nach Unterstützung bei der Suche nach einem Kieferorthopäden, der diese lediglich entfernen sollte. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch der Auftrag sei „easy-peasy“. 😄
Ich rief einen Orthopäden an und erklärte die Sachlage. „Die Finanzierung eines solchen Eingriffs wird nur übernommen, wenn der Patient
zu dem Arzt geht, der ihm die Klam-mer eingesetzt hat.“ war die Antwort meiner Gesprächspartnerin.
>> An dieser Stelle musste ich mir, ob der Absurdität der Situation, ein Lachen ver- kneifen.
<<
Seeehr ruhig und sachlich (professionell halt 😄) erklärte ich ihr noch einmal, dass die Klammer in Syrien eingesetzt worden war und ich davon ausginge, dass der Bewohner nicht wieder dorthin zurückkehren würde, nur um sich die Brackets herausnehmen zu lassen. 🤪 🤡 🤩 - Was soll ich sagen? Die Sprechstundenhilfe blieb bei ihrer Antwort. Es gäbe feste Vorgaben für die Vorgehensweise, Ausnahmen seien nicht vorgesehen.
🤪 🤡 🤩
Von den beiden weiteren Praxen, die ich anschließend anrief, bekam ich die gleiche Antwort.
Der Bewohner und ich guckten „etwas blöd aus der 👚 👙 👗“. Als ich einwarf, dass unsere Hausmeister eine gut ausgestattete Werkstatt hätten, bot mein Kollege ohne langes Zögern seine Assistenz für den Eingriff an. (Es gab häufiger Situationen, in denen wir uns zwischen Humor und dem Verlust unseres Verstandes zu entscheiden hatten. 😄)
Unabhängig von der Selfmade-Variante 😄 war mir nach den Telefonaten klar, dass wir einen „Plan B“ brauchten, sollte der Bewohner nicht auf unbestimmte Zeit weiter mit den Brackets herumlaufen.
Diesen fand ich in der Unterstützung der mobilen 🦷-arztpraxis für Obdachlose. Der Mann einer, der für die Praxis ehrenamtlich tätigen, Ärztinnen ist Kieferorthopäde. Es wurde ein Kontakt hergestellt und nachdem ich ein halbes Dutzend mal versichert hatte, dass die Behandlung eines unserer Bewohner die Ausnahme bleiben würde (Die Praxis hatte mit der Versorgung der Obdachlosen alle Hände voll zu tun, ich konnte die Bedenken ver- stehen.) haben wir einen Termin vereinbart.
Bei seinem nächsten Besuch in meinem Büro grinste der Bewohner von einem👂zum anderen. Er war seine Brackets los. 😄
zwei Herzen in seiner Brust
„Auf der einen Seite habe ich meine Kinder an meiner Seite vermisst,
auf der anderen Seite war ich erleichtert und Deutschland sehr dankbar dafür
zu wissen, dass sie in Sicherheit sind.“
Das hatte mir ein syrischer Vater, zwei Wochen nach seiner Ankunft in Deutschland, gesagt. Die Eltern hatten ihre jungerwachsenen Kinder, Tochter und Sohn, zusammen mit dem geistig behinderten Bruder im Jugendalter, vorweg gehen lassen. Sie selber sind mit den beiden „Kleinen“ nach gekommen.
Mit dem erwachsenen Sohn hatte ich gestern ein freudiges Wiedersehen.
das Wagnis Mensch
„… aber wenn Du es wirklich wagen willst dann klappt das bestimmt bald …“ schrieb mir meine neue Freundin
K🧚♀️H heute.
Jeden Sonntag gehen sie und ihr Mann in den Gottesdienst einer Sinti-Gemeinde im be-nachbarten Stadtteil. Wir hatten über meine Möglichkeit gesprochen, sie zu begleiten.
Dies zu tun ist für mich kein Wagnis.
>> Ganz im Gegenteil, ich fände es sehr interessant. Die Kulturen der Sinti und Roma faszinieren mich seit langem.
<< Je mehr unterschied-liche Menschen ich kennenlerne, umso mehr wächst mein Vertrauen, was mich sehr freut.
Nach meiner Erfahrung sind wir alle gleich in unseren seelischen Befindlichkeiten, in unse-rem Bedürfnis nach Gesellschaft und Anerkennung, in unserer Neugierde, in unserer Freu-de am Tun und dem Ehrgeiz, gute Ergebnisse zu erreichen …
Hierzu fällt mir der Vers „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches, denk ich, ist mir fremd.“* ein.
*Homo sum, humani nihil a me alienum puto, Dichter Terenz (Vers 77), Wikipedia,
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Homo_sum,_humani_nihil_a_me_alienum_puto,
Rev. 06.03.19
>> Was nicht heißen soll, dass ich Lateinisch kann. Bislang kannte ich nur die deutsche Übersetzung.
<<
Jetzt haben wir den 🥬!
Auf meiner alten Arbeitsstelle „🔥 die Hütte“.
Nachdem eine Nachbarin der Einrichtung vor 14 Tagen anrief und um Rat fragte, hatte ich gestern den Bewohner B🦉A am 📞.
Mit der neuen Sozialarbeiterin funktioniert es nicht hinten und nicht vorne. (Ich kenne sie und kann die Kritik verstehen.) Die 👲🏼🧔🏾👨🦳 wollen, dass sie geht, wie auch mein ehema-liger Kollege und ratet mal, wen sie sich anstatt dessen zurück wünschen?
So, wie mein ivorischer Gesprächspartner gestern klang, sind sie bereit sich für diese Veränderung einzusetzen. (Zitat: „Ich habe auch schon mit den Pakistanies gesprochen. Alle ziehen mit.“ 😄)
Ich habe „null“ Ahnung, was als nächstes passiert.
1. Ob die 👲🏼🧔🏾👨🦳 am Ende wirklich genug 💪 haben, „das Ding“ durchzuziehen;
2. wie ihre Gesprächspartner „auf der anderen Seite des Tisches“ reagieren werden und
3. ob ich am Ende überhaupt wieder zurück möchte. Meine Kündigung hatte ja Gründe.
Es bleibt also spannend. Fortsetzung folgt …
P.S. UND NATÜRLICH schmeichelt mir die Bestätigung und ich freue mich über den Rück-halt.
Ein Solawi kann ich sehr empfehlen.
Und ein Solawi, dass einem Biohof mit Reetdachhäusern von 1840 angegliedert ist und im 🌲🌳🌲 liegt, ist eine doppelt „großartige Sache“. Man fährt die letzten vier Kilometer mit dem 🚲 und kommt „in eine andere Welt“. Dort kann man in den letzten Dreckkklamotten herumlaufen, in der Erde herumwühlen und lernt 👩⚕️👨🌾🧕 kennen, die nicht zum üblichen Lebensumfeld gehören.
Die Ernte ist Bio-🌶 🌽 🍅 , das man sich, auf dem Feld stehend, unbedenklich in den 👄 schieben kann. 😀
Letzten Sonntag war ich für eine Einmachaktion auf dem Hof und habe mit vier netten
👩⚕️👨🌾🧕 unter freiem Himmel Nudelsauce produziert und rote Beete eingekocht.
Wusstet Ihr, dass 🐁🐁 die besten „Vorkoster“ sind? Sie haben eine gute Nase für die aromatischsten Rote-Beete-Knollen und „markieren diese für die 👩⚕️👨🌾🧕 mit ihren Bis-sen, damit wir sie leichter finden können“. Nett von ihnen, findet Ihr nicht? 😉😀
„Klage nicht so sehr über einen kleinen Schmerz; …
das Schicksal könnte ihn durch einen größeren heilen.“*
-Zuerst sind da meine undefinierbaren Schmerzen im ganzen Körper. (Nach einer Schmerzskala von eins bis zehn beurteilt lagen sie maximal bei vier. Anstrengend ist nicht ihre Intensität sondern der Umstand, dass sie wechselnd im ganzen Körper und unaufhör-lich da sind.) Seit Ende letzter Woche sind sie, durch Bewegung, leiser geworden - Gott sei Dank.
- Dann habe ich mir am Sonntag tiefer in den Finger geschnitten, sodass ich gestern häufiger mit Binde ab … für Feuchtigkeitsschutz sorgen … Binde wieder dran … Binde neu wickeln etc. beschäftigt war.
- Gestern Abend nun bekam ich Durchfall wie Wasser. Damit war alles andere vergessen. 😄
Im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dass mein Körper sich seit einem Monat „von Innen nach Außen stülpt“, um den Stress der letzten zwei Jahre los zu werden.
>> Ich wäre dumm, hätte ich in der Zeit in der Behindertenhilfe nicht gelernt, dass alle meine bisher da gewesenen Zipperlein „Kleinkram“ sind im Vergleich zu chronischen Erkrankungen mit starken Schmerzen und Folgeschädigungen. Das obige Zitat trifft bei diesem Vergleich besonders zu. <<
*Zitat von Friedrich Hebbel
Ob Ihr‘s glaubt oder nicht …
es gibt Menschen, die unheimlich gerne lachen.
Sie lachen …
- wenn sie eine Situation so nicht erwartet haben;
- bei irgendeinem verrückten Problem;
- wenn eine Situation kompliziert ist
>> Man könnte zusammenfassend sagen, wenn der Verstand „gekitzelt wird“ bei dem Versuch, etwas zu verstehen. <<
- oder wenn jemand sie „töööfig“ anstellt, dadurch ein Fehler entsteht. (Es wird dann miteinander gelacht. Gehässigkeit habe ich nicht erlebt.)
… Ach ja, wenn jemand einen Scherz macht natürlich auch, hatte ich ganz vergessen. 😄
der „🌟🌟-beauftragte“
„Ich war für die 🌟🌟* zuständig.“ …
Als ich dieses sprachliche Missverständnis hörte war mein nächster Gedanke: „Einen Besseren hätten wir für diese Aufgabe nicht finden können. Wenn du für die 🌟🌟 zu- ständig bist, kann uns nichts mehr passieren.“
A🌟M hat einen Horizont der so weit wie das Meer und orientiert sich ohne Kompromisse am Guten, am Konstruktiven. Und er liebt die Menschen. Er begegnet allen mit großer Offenheit und Verständnis und übt sich in einer weiten Geduld.
Wir hatten großartige philosophische Gespräche, sind über alle Unterschiede in unserem Sein hinweg-🕊.
Sein Freund und er vermissen es, unter freiem Himmel zu schlafen, wie sie es aus ihrer Heimat, dem Sudan, gewohnt sind. Wenn sie dort unter dem 🌟🌟-himmel lagen, konn-ten sie die Geräusche der Nacht hören, ab und zu kam ein Tier vorbei.
A🌟M ist mit den wilden 🐒🦓🦒 aufgewachsen. Als er mir von ihnen erzählte machte er eine Reise im Geiste. Er versetzte sich in das Wesen der 🐒🦓🦒 und beschrieb sie mir mit seinem ganzen Körper.
Seit diesem Tag weiß ich was ich machen muss, sollte mir eine gefährliche Hyäne be-gegnet, A🌟M sei Dank. 😉
* A🌟M meinte eigentlich, er sei für die „Steine“ zuständig gewesen. Im Sudan hatte er auf dem Bau gearbeitet.
wenn nicht sein kann was nicht sein darf
Beim 🍎-pflücken letzten Samstag habe ich auch Berufskollegin, sprich eine Erzieherin (mein erster Beruf) im Alter von Mitte/Ende 50 kennengelernt. Wir konnten gut mitein- ander schnacken (sprich, gut miteinander reden 😀).
Sie war mit ihrer Tochter und deren Familie gekommen. Zwei der drei Söhne waren da-bei, ein ca. Achtjähriger und ein zweiter, dessen Alter ich auf zwei schätzte. Familie und Großeltern leben eng beieinander. Man merkte, dass das Miteinander eingespielt war. So war es auch selbstverständlich, dass die Oma zwischendurch auf den Kleinen aufpasste.
Der Junge ist quirlig, lief kreuz und quer, hoch und runter, sprach in einzelnen Worten und ist vielleicht 80 cm groß. Halt ein für mich typischer Zweijähriger.
Irgendwann erzählte mir seine Großmutter, dass er in der darauffolgenden Woche seinen vierten Geburtstag feiern würde. Zur Einordnung dieser Information brauchte ich einen Moment. Sie passte so gar nicht zu meinem Eindruck.
Heute nun habe ich „die Erzieherin“ erneut getroffen. Sie kam sehr bald wieder auf den Jungen zu sprechen. Scheinbar betreut sie ihn relativ häufig, um die Familie zu entlasten. Eine andere Unterstützung haben sie nicht.
Der Beantragung einer solchen steht wahrscheinlich im Wege, dass die Eltern sich nicht vorstellen können den Jungen untersuchen zu lassen. Sie kennen die Ursache für seine Entwicklungsverzögerung nicht und haben keine Ahnung, wie seine körperliche und geis-tige Reifung in den nächsten Jahren aussehen könnte.
Die Großmutter sieht das Problem sehr deutlich und hat ihre Hilfe angeboten. Sie kennt die richtigen Adressen und würde mit dem Jungen zur Diagnostik und ggf. zur Förderung gehen. Ihre Tochter und der Schwiegersohn lehnen dies ab.
Wir haben beide die Einschätzung, dass sie sich aus Angst vor der Wahrheit so verhalten, unbewusst dem Satz folgend, dass „nicht sein kann was nicht sein darf.“
Ich bete zu Gott, dass es niemals in meinem Leben ein elementares Thema geben wird, vor dem ich so viel Angst habe, dass ich es mit aller Macht zu leugnen versuche. Das muss sehr belastend und anstrengend sein.