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  • Dienstag, 19. November 2019
    wir haben alles, was das Herz begehrt …
    Es gibt 194 Länder auf dieser Erde.
    Laut dem Handelsblatt steht 🇩🇪 in der Rangfolge des Reichtums auf Platz 18.

    "Uns geht es gut denn wir haben alles, was das Herz begehrt" würde der kleine Tiger* von Janosch jetzt sagen.

    Und dennoch scheinen viele von uns in einem Gefühl von Mangel zu leben.
    Mein Paradebeispiel in diesem Zusammenhang ist "die Schlacht" um Bügel-BH's, Körbchengröße D. Es gab sie seiner Zeit bei "dem Discounter meines Vertrauens" im Angebot. Um ein Haar hätten sich die alten Frauen um die letzten Exemplare aus der "Grabbelkiste" geprügelt. Angesichts der permanenten BH-Unterversorgung in unserem Land eine vollkommen verständliche Reaktion, findet Ihr nicht? 😎 😄

    Nach meiner Erfahrung ist das Mangelgefühl vieler Deutscher im internationalen Vergleich groß. Wer im ständigen Bewusstsein einer Knappheit lebt, muss sein Hab und Gut beisammen halten. Da fällt es schwer zu teilen.

    Ich habe großzügige Menschen aus anderen Ländern erlebt, die mit Freude und weitem Herzen gegeben haben. Ihnen scheint das Bewusstsein eines permanenten Mangels zu fehlen.

    Das Grundgefühl einer Fülle wird durch ein gutes Maß an emotionaler Sättigung in unserer Kindheit geprägt, so vermute ich.
    Wenn Kinder im Raum waren konnte ich vorbehaltlose Freude über deren Gegenwart beobachten. Sie wurden mit bedingungsloser Liebe beschenkt, kindliche Eigenheiten wie Lautstärke wurden als Selbstverständlichkeiten betrachtet und überhört.

    Aus diesen Kindern können emotional satte, großzügige Erwachsene werden, so denke ich.



    * aus dem Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama!"
    von Horst Eckert alias Janosch (* 11. März 1931 in Hindenburg, Oberschlesien),
    deutscher Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller,
    Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Janosch, Rev. 18.10.19



    Mittwoch, 6. November 2019
    Wer trägt die Verantwortung für das hohe Arbeitspensum?
    Das Arbeitspensum ist bei vielen von uns ist deutlich zu hoch, wie ich u.a. in diesem Beitrag über die Tätigkeit der Paketzusteller beschrieben habe.

    Diese "Arbeitsverdichtung" (Ich finde das Wort "großartig"!) ist mir vor über 20 Jahren das erste Mal bewusst aufgefallen. Damals war bei der Stadt angestellt. Sie beschäftigt Mitarbeiter in unterschiedlichsten Bereichen. Auf einer Betriebsratsversammlung waren Bademeister der städtischen Schwimmhallen genauso anzutreffen wie Verwaltungsangestellte und Mitarbeiter aus den Kindergärten.
    Einer nach dem anderen trat vor das Mikrofon und sprach von gravierenden Personaleinsparungen, die einen immensen Arbeitszuwachs für die verbleibenden Mitarbeiter zur Folge hatten. Das war 1996.
    Nach dieser Versammlung ist mir bewusst geworden, dass jeder Mensch nur eine bestimmte mentale wie körperliche Leistungsfähigkeit hat. Ich habe mich gefragt, wann diese arbeitsmarktübergreifend erreicht sein wird und damit das System kollabiert.

    Es ist unvernünftig, von einem Menschen mehr zu fordern als er leisten kann. Das lies
    auch Antoine de Saint-Exupéry den König im "Kleinen Prinzen" feststellen:

    König: »Wenn ich einem General geböte, nach der Art der Schmetterlinge von einer Blume zu andern zu fliegen oder eine Tragödie zu schreiben oder sich in einen Seevogel zu verwandeln, und wenn dieser General den erhaltenen Befehl nicht ausführte, wer wäre im Unrecht, er oder ich?«
    »Sie wären es«, sagte der kleine Prinz überzeugt.
    »Richtig. Man muß von jedem fordern, was er leisten kann«, antwortete der König.

    Dieses Gespräch zwischen dem Kleinen Prinzen und dem König enthält für mich, neben einem Hinweis auf Art und Umfang der Leistungsanforderungen, noch eine weitere Botschaft.
    Wenn eine Führungsperson etwas von uns verlangt, was nicht in unseren Kräften steht, liegt die Schuld für unser Versagen nicht bei uns, sondern bei dem Anweisungsgeber.

    Oftmals wird heutzutage von uns erwartet, "nach der Art der Schmetterlinge von einer Blume zu andern zu fliegen oder eine Tragödie zu schreiben oder sich in einen Seevogel zu verwandeln" Viele von uns versuchen immer noch, diesen Erwartungen gerecht zu werden.
    Wir halten unsere Infrastruktur mit letzter Kraft am Laufen, weil nicht wenige von uns die Verantwortung für die Arbeitserledigung bei sich selber sehen. Dabei liegt sie bei den Anweisungsgebern, bei den Personen die für diese Strukturen verantwortlich sind, wie Antoine de Saint-Exupéry festgestellt hat.
    Wenn wir es schaffen, die Verantwortung von uns zu weisen, sind wir frei gegen Ausbeutung zu protestieren.

    - Auf diese Aussage haben mir mehrere Gesprächspartner ihre Angst vor einer Kündigung signalisiert. In meiner Branche werden "an allen Ecken" Mitarbeiter gesucht. Wie sieht das bei Euch aus?



    An Entscheidungsschwäche von Führungskräften …
    krankt das ganze sie betreffende System -
    sei es ein Unternehmen oder ein politischer Apparat.



    Wir müssen durch den Klimaschutz "halt mal durch"!
    "Mal was anderes" hat in seinem Blog einen Beitrag zum Klimawandel veröffentlicht, in dem er unter anderem schreibt: "noch gibt es Hoffnung – wenn wir alle zusammen ab sofort auf den Notstand adäquat reagieren, indem wir zum Beispiel Konsumgüter teuer machen, auf viele liebgewonnene Überflüssigkeiten verzichten und vieles, vieles mehr"

    Jou, iss so, müssen wir machen. UND DAS WÜRDE UNS AM ENDE NICHT WEHTUN.

    Es würde für keine körperlichen Schmerzen sorgen, wir bräuchten keine Ängste ausstehen und hätten keine schmerzlichen Verluste uns nahestehender Menschen, Haus und Hof zu befürchten.

    Wir müssen durch die Veränderungen zum Klimaschutz "dann halt mal durch".
    Durch schwierige Zeiten zu gehen gehört zum Leben.

    Und weil der einzelne Mensch sich tendenziell für den eigenen und nicht für den Vorteil der Gemeinschaft entscheidet, wenn er wählen kann (Hierzu gibt es eine interessante Theorie. Ich stelle sie Euch beizeiten vor.), brauchen wir kluge Politiker mit Rückgrat, die sich unliebsame Entscheidung trauen und genug Konsequenz für deren Umsetzung haben.

    (Ohne mich persönlich mit dem letzten Absatz aus der Pflicht nehmen zu wollen.)



    Dienstag, 5. November 2019
    Sind Polizisten rassistisch?
    Gerade habe ich einen Artikel einer links orientierten politischen Gruppe gelesen. Es ging um einen Polizeieinsatz in einer Flüchtlingsunterkunft. Die Autoren des Artikels vermuten hinter dem Verhalten der Beamten eine rechtsorientierte Einstellung.

    Seit 2015 habe ich in Flüchtlingsunterkünften gearbeitet. Die Situationen, in denen ich die Polizei rufen musste, kann ich (Gott sei Dank) an meinen Händen abzählen. (Zu den Gründen hierfür kann ich mich gerne in einem weiteren Beitrag äußern.)
    Neben den Einsätzen vor Ort meldeten sich Beamte zu kleinkriminellen Delikten im Schnitt ca. ein Mal im Monat bei uns.

    Unter all' diesen Kontakten gab es ein Telefonat , bei dem ich die Grundhaltung der Beamtin in Frage stellte. Sie machte immer wieder Andeutungen im Tenor negativer Vorurteile.

    Ausgenommen dieses Telefonats kann ich sagen, dass ich bei jedem Kontakt mit gedanklich aufgeräumten, sachlichen, um Verständnis bemühten Beamten gesprochen habe.

    >> Bei ein/zwei Einsätzen habe ich ihre Angst und Nervosität beobachten können, denn auch Polizisten sind nur Menschen.

    Gerade während der letzten zwei Jahren hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt.

    Polizisten "halten den Arsch für uns hin". Sie kommen in Situationen, in denen die meisten von uns am liebsten weglaufen würden. (Lest hierzu auch gerne diesen meinen Beitrag.)

    Alleine diese ausgesprochen hohe Einsatzbereitschaft hat unseren Respekt verdient. Ich wünsche mir mehr Achtsamkeit bei Stellungnahmen in Wort und Schrift.

    - Auf der Basis eines Bewusstseins ihrer Leistungen können und sollten wir die (nach meiner Erfahrung) Ausnahmen rechtsorientierter Einstellung in Polizeikreisen mit rechtsstaatlichen Mitteln konsequent ahnden.



    Montag, 4. November 2019
    Anstatt Stigmatisierung und Politisierung …
    bestimmter Menschengruppen und der Austragung politischer Grabenkämpfe wäre unsere Konzentration auf gesellschaftliche Sachthemen "vielleicht mal ganz schlau".

    Wir haben noch "ein paar Karren aus dem Dreck zu ziehen", würde ich sagen.



    "das Ding" mit den Vorurteilen
    "Wenn ein behinderter Mensch kommt bin ich besonders höflich. Du weißt bestimmt, was ich meine, das gebietet der Anstand." sagte "die Kumpir-Verkäuferin meines Vertrauens" zu mir. - Sie ist jung und wohlwollend, ich bin weit davon entfernt, ihr aus dieser Haltung einen Vorwurf zu machen.

    Ich für meinen Teil sage sehr deutlich: "Nein, ich muss nicht besonders freundlich sein, wenn ich einem behinderten Menschen begegne. Es gibt Besonderheiten, auf die ich Rücksicht zu nehmen habe. Ansonsten ist mein Anspruch an Höflichkeit nicht größer oder kleiner als bei jedem anderen Menschen auch."
    Für mich gilt der Satz "Behinderte sind auch nur Menschen.".
    Das habe ich spätestens verstanden, nachdem mich ein blinder Student, für den ich im Nebenjob gearbeitet habe, bei meiner Bezahlung "über den Tisch gezogen hat".

    Die Haltung "Es gibt Besonderheiten, auf die ich Rücksicht zu nehmen habe. Ansonsten ist mein Anspruch an Höflichkeit …. " gilt übrigens auch für alle "schwarzen, kleinen, gelben, dunkelhaarigen, großen und "sonstwie gearteten" Menschen.

    Mir geht die Stigmatisierung und Politisierung bestimmter Menschengruppen gerade "ziemlich auf den Zwirn". Unter ALLEN, die ich bislang kennenlernen durfte, gab es Ehrliche und Lügner, Tolerante und Intolerante, Mutige und Ängstliche, Korrekte und Kriminelle, Geradlinige und Schwankende ………

    Im Zusammenhang mit Eigenschaftszuschreibungen an Gruppen finde ich dieses Experiment ziemlich großartig.



    Die Kunst der Wertschätzung und Toleranz …
    unseres Gegenüber kommt nicht zum Tragen wenn wir im Freundeskreis, unter Gleichgesinnten, über unsere Einstellungen sprechen.
    Diese Gespräche sind wichtig, um unsere Haltung zu reflektieren und zu festigen.

    Die Kunst der Wertschätzung und Toleranz kommt dann zum Tragen, wenn wir eine Diskussion mit Andersdenkenden führen. Sie ist eine Prüfung unserer Haltungen und unseres Mutes.
    Das Zitat von Rosa Luxemburg "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden."* kommt mir in diesem Zusammenhang in den Sinn.

    Ein großes Vorbild in seiner Grundhaltung ist für mich der Moderator Jürgen Domian In seiner nächtlichen Live-Talk-Sendung "Domian" riefen Menschen mit allen erdenklichen Lebensentwürfen und Einstellungen an. Er hat in jedem Gespräch eindeutig Position bezogen und dabei nie einen wertschätzenden Ton verloren.

    Wir können im Alltag trainieren, unsere Meinung zu vertreten.



    * Gerade habe ich auf dieser Seite gelernt, dass wohl die Mehrheit von uns das Zitat falsch versteht. Im Sinne eines Plädoyers für gelebte Toleranz erwähne ich es hier dennoch.



    Die Würde des Menschen ist unantastbar.
    "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    Artikel 1
    "(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar.
    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (…)

    Artikel 3
    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. (…)
    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."


    Quelle:
    Bundesamt für Justiz, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art. 1 und 3
    https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_1.html, -3.html



    Wir brauchen einen Aufstand der Anständigen
    "Wir erleben eine hochproblematische Verrohung unserer Gesellschaft" hat Horst Seehofer in einem Interview gesagt*. Er bezog sich damit auf die Morddrohungen gegen die Grünen-Politiker Cem Özdemir und Claudia Roth durch die vermutlich rechtsextremistischen Gruppe namens "Atomwaffen Division Deutschland".

    Liebe Leute, wir brauchen einen "Aufstand der Anständigen", wie der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder am 4. Oktober 2000 nach einem Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge forderte.
    Jetzt können wir noch unseren Mund aufmachen, ohne dafür körperliche Gewalt fürchten zu müssen. Wir dürfen nicht warten bis sich das ändert.

    In diesem Zusammenhang fällt mir die Aussage des evangelischen Theologe Martin
    Niemöller (* 14.01.1892, † 06.03.1984)** ein, die da lautet

    "Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
    ich war ja kein Kommunist.
    Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
    ich war ja kein Sozialdemokrat.
    Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Gewerkschafter.
    Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."



    Quellen:
    *tagesschau.de, "Nach Politiker-Morddrohungen,
    Wir erleben Verrohung unserer Gesellschaft"
    https://www.tagesschau.de/inland/seehofer-morddrohungen-101.html, Rev. 03.11.2019

    **Gutzitiert.de, Martin Niemöller über Gemeinschaft,
    https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_martin_niemoeller_thema_gemeinschaft_zitat_9331.html, Rev. 04.11.2019