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  • Sind Polizisten rassistisch?
    Gerade habe ich einen Artikel einer links orientierten politischen Gruppe gelesen. Es ging um einen Polizeieinsatz in einer Flüchtlingsunterkunft. Die Autoren des Artikels vermuten hinter dem Verhalten der Beamten eine rechtsorientierte Einstellung.

    Seit 2015 habe ich in Flüchtlingsunterkünften gearbeitet. Die Situationen, in denen ich die Polizei rufen musste, kann ich (Gott sei Dank) an meinen Händen abzählen. (Zu den Gründen hierfür kann ich mich gerne in einem weiteren Beitrag äußern.)
    Neben den Einsätzen vor Ort meldeten sich Beamte zu kleinkriminellen Delikten im Schnitt ca. ein Mal im Monat bei uns.

    Unter all' diesen Kontakten gab es ein Telefonat , bei dem ich die Grundhaltung der Beamtin in Frage stellte. Sie machte immer wieder Andeutungen im Tenor negativer Vorurteile.

    Ausgenommen dieses Telefonats kann ich sagen, dass ich bei jedem Kontakt mit gedanklich aufgeräumten, sachlichen, um Verständnis bemühten Beamten gesprochen habe.

    >> Bei ein/zwei Einsätzen habe ich ihre Angst und Nervosität beobachten können, denn auch Polizisten sind nur Menschen.

    Gerade während der letzten zwei Jahren hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt.

    Polizisten "halten den Arsch für uns hin". Sie kommen in Situationen, in denen die meisten von uns am liebsten weglaufen würden. (Lest hierzu auch gerne diesen meinen Beitrag.)

    Alleine diese ausgesprochen hohe Einsatzbereitschaft hat unseren Respekt verdient. Ich wünsche mir mehr Achtsamkeit bei Stellungnahmen in Wort und Schrift.

    - Auf der Basis eines Bewusstseins ihrer Leistungen können und sollten wir die (nach meiner Erfahrung) Ausnahmen rechtsorientierter Einstellung in Polizeikreisen mit rechtsstaatlichen Mitteln konsequent ahnden.




    malwasanderes am 05.Nov 19  |  Permalink
    Ich denke, hier gilt wieder, was wir kürzlich schon hatten: Nicht nur sind Polizisten »auch nur Menschen«, sondern sie sind sozusagen vollumfänglich Menschen. Und da es unter allen Menschen (versteckte wie auch offene) Rassisten gibt, gibt es sie auch bei der Polizei.
    Einerseits werden Polizeimitarbeiter*innen besonders geschult, was das Bewahren der Ruhe angeht und auch das vorurteilsfreie Begegnen – andererseits sehe ich aber durchaus eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die ich in einem meiner Beiträge auch thematisiert habe, dass nämlich ein latent vorhandener Rassismus heute mit dem (Wieder-)Erstarken der rechten Kräfte (in Deutschland wie im Rest Europas, in den USA und in anderen Teilen der Welt) bekräftigt und scheinbar legitimiert wird. Und latenter Rassismus wohnt, fürchte ich, vielen Menschen inne.
    Ich ahne, dass die Angst vor dem Fremden (und damit die Angst vor den Fremden) noch aus der Zeit der Säbelzahntiger stammt, als Homo sich wirklich sorgen musste, wenn eine fremde Horde vorbeikam, weil sie mit großere Wahrscheinlichkeit die Lebensmittelvorräte geplündert, die Männer verprügelt und die Frauen entführt hat.
    Aber wer weiß das schon so genau? Angeblich sind Säbelzahntiger ja nicht mal wirklich Tiger.

    wartet.auf.ihre.seele am 06.Nov 19  |  Permalink
    ZITAT: "Ich denke, hier gilt wieder, was wir kürzlich schon hatten: (…) Und da es unter allen Menschen (versteckte wie auch offene) Rassisten gibt, gibt es sie auch bei der Polizei."
    Geeenau, wir sind wieder bei dem schon bekannten Tenor: Es gilt zu differenzieren, Menschen KEINER Personengruppe haben "über einen Kamm geschoren" zu werden. Gerade in der heutigen Zeit finde ich es superwichtig, dass wir auf unsere Gedanken achten, uns möglichst vor Vorurteilen schützen.
    Das war auch mein nächster Gedanke, nachdem ich diesen Beitrag zu Ende geschrieben hatte.
    Dieser Beitrag war mir "ein Bedürfnis". Ich habe den Eindruck, dass "Polizisten-haue" in bestimmten Kreisen populär wird. Voraussetzung für eine solche ist wiederum eine Verallgemeinerung bestimmter Zuschreibungen.

    ZITAT: "Und latenter Rassismus wohnt, fürchte ich, vielen Menschen inne."
    Das ist auch mein Eindruck. Darüber, in welcher Weise er mir (bald täglich) in meinem Job begegnet ist, werde ich beizeiten einen weiteren Beitrag schreiben.

    ZITAT: "Ich ahne, dass die Angst vor dem Fremden (und damit die Angst vor den Fremden) noch aus der Zeit der Säbelzahntiger stammt, …"
    Deine "Ahnung" deckt sich mit meinen Studieninhalten. - Hatte ich erwähnt, dass es an der Zeit ist mein Material "auszugraben"?