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  • die unbedingte Unverletzlichkeit des Mannes
    Mir geht gerade die gesellschaftlich verankerte Vorstellung einer unbedingten Unverletzlichkeit von Jungen und Männern durch den Kopf, über die wir im Studium gesprochen haben.

    Ich würde sagen, diese ist bei vielen von uns (unbewusster?) Teil unseres Männerbildes -
    und ich finde sie nicht fair.




    dreadpan am 18.Nov 19  |  Permalink
    Von einer g.v.V.e.u.U.v.J.u.M habe ich noch nie was gespürt. Was fast ironisch ist, so empfindsam wie ich bin. Soll das heißen, Männer sind unantastbar, oder von Männern wird Härte verlangt oder beides?

    wartet.auf.ihre.seele am 18.Nov 19  |  Permalink
    N'abend,
    es soll heißen, dass bei Jungen und Männern davon ausgegangen wird, dass sie negative Ereignisse nahezu selbstverständlich wegstecken können. Es wird ihnen weniger als Frauen zugesprochen, sich verletzt zu fühlen.
    Warum zum Beispiel heißt es "Frauen und Kinder zuerst"?

    Auf der anderen Seite werden sie zu der Härte erzogen, die Du angesprochen hast. So werden sie zu den Persönlichkeiten gemacht, die ins Gesellschaftsbild passen.

    Ich denke und hoffe, dass sich dieses Bild seit ca. 20 Jahren langsam wandelt.

    Dir noch einen schönen Abend!

    genium am 19.Nov 19  |  Permalink
    Das ist ein...
    interessantes Thema und früher war es ja wirklich so, dass man den Jungen gesagt hat, dass ein Junge nicht weint, bzw. keine Schwäche zeigen darf, aber die Zeiten sind m.E. schon lange vorbei. Also zumindest in weltoffenen Familien und Geslleschaften. Es gab aber immer schon Jungen und Männer, die sensibler waren als andere und es gibt auch heute noch Jungen und Männer, die mehr wegstecken als andere. Und genauso ist es wohl auch bei den Frauen. ;)

    wartet.auf.ihre.seele am 20.Nov 19  |  Permalink
    Mir fällt die Erwartung an "unsere männlichen Zeitgenossen" auf, wenn es Probleme gibt.
    Den Frauen wird dann eher zugesprochen, sich ihren Sorgen hinzugeben und aufgelöst zu sein, während die Männer die Rolle der starken Problemlöser einnehmen. - Wobei ich es sehr oft mit Ausländern "zu tun habe". Sie haben prinzipiell eine klassischere Rollenverteilung.

    dreadpan am 23.Nov 19  |  Permalink
    Ja die Rollenklischees sind immer noch stark verankert in den Köpfen viler Menschen. Ich habe auch den Eindruck, dass es seit den 80ern in zum Teil auch Rückschritte gegeben hat, trotz vieler fortschrittlichen Entwicklungen. Vielleicht braucht es doch eher ein paar Jahrhunderte und nicht nur Jahrzehnte bis zu einer weitgehenden Gleichbehandlungen der Geschlechter. Dass Männer eben auch Nachteile von patriarchalischen Strukturen, Denkmustern und Werten haben, wäre doch ein prima Motivator für alle Antifeministen, die Angst vor zuviel Frauenmacht haben, ihre Anti-Haltung noch einmal zu überdenken.

    wartet.auf.ihre.seele am 24.Nov 19  |  Permalink
    ZITAT: "dass es seit den 80ern in zum Teil auch Rückschritte gegeben hat"
    Woran erkennst Du diese Entwicklung?

    ZITAT: "Vielleicht braucht es doch eher ein paar Jahrhunderte"
    Ich habe mal die Aussage gehört, dass die Zeit für gesellschaftliche Veränderungen in Generationen und nicht in Jahren zu rechnen ist. Nach meinem Verständnis stimmt diese Theorie.
    In den Köpfen wie vieler Generationen hatte das Thema Gleichberechtigung bis heute Zeit zu wirken?
    Das Frauenwahlrecht gibt es seit dem 12. November 1918*. Die Generation meiner Urgroßmutter war die erste, die von diesem Gesetz profitiert hat.

    Bis zum Mai 1957 war gesetzlich festgelegt, "dass der Mann das Oberhaupt der Familie war, er hatte in allen ehelichen Angelegenheiten in letzter Instanz die alleinige Entscheidungsbefugnis."** Diese Regelung wurde im Erwachsenenalter meiner Großmutter gekippt.
    Insofern ist das Thema Emanzipation, in Generationen gerechnet, erst kurze Zeit im gesellschaftlichen Bewusstsein.

    ZITAT: " Dass Männer eben auch Nachteile von patriarchalischen Strukturen, Denkmustern und Werten haben"
    Das habe ich schon häufiger gedacht. Mit dem Entscheidungsrecht z.B. ist eine Entscheidungspflicht und damit eine hohes Maß an Verantwortung verbunden. Diese kann belastend sein.
    Und eine Erziehung zu einer Kontrolle der Gefühle kann dazu führen, dass sich ein Mensch in ein Korsett der relativen emotionalen Starrheit gezwängt fühlt.
    Ich habe seiner Zeit die Dokumentation eines Projektes gesehen, bei dem eine Gruppe Frauen für eine Woche in die Männerrolle geschlüpft ist. Sie haben sich "männlich" gekleidet und sollten einen entsprechenden Habitus an den Tag legen. Im Anschluss hat eine der Frauen von einem Gefühl der emotionalen Starrheit gesprochen.

    Das Geschlecht ist übrigens eine der identitätsstiftendsten Eigenschaften eines Menschen, wie ich mal gelernt habe. Die meisten von uns halten in der eigenen Lebensführung sehr stark an einem Rollenbild fest, wie auch für die Mitmenschen eine klare Zuordnung geschlechtsspezifischer Eigenschaften sehr wichtig ist.




    * Geburtsstunde des Frauenwahlrechts - 12. November 1918,
    Landeszentrale für politische Bildung Baden-Würtemberg,
    https://www.lpb-bw.de/12_november.html#c5351, Rev. 23.11.19

    ** Gleichberechtigung wird Gesetz, Bundeszentrale für politische Bildung,
    http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/271712/gleichberechtigung,
    Rev. 27.06.18

    wartet.auf.ihre.seele am 24.Nov 19  |  Permalink
    Mein letzter Kommentar hat 295 Wörter. Das ist "ganz schön viel Geschwafel", findest Du nicht? 😄

    dreadpan am 24.Nov 19  |  Permalink
    Keineswegs Geschwafel. Zu komplexen Themen kann man ja durchaus ab und zu mal ein paar Wörter mehr schreiben. Und alles unter 1000 Wörtern ist sowieso kurz.

    Zitat: "ZITAT: "dass es seit den 80ern in zum Teil auch Rückschritte gegeben hat"
    Woran erkennst Du diese Entwicklung?"

    Schwer zu sagen. Das ist eine sehr subjektive Wahrnehmung, ich war ja auch noch ein Kind/Jugendlicher in den 80ern. Vielleicht war alles auch nur gleichbleibend un-emanzipiert. Seit den 90ern jedenfalls, seitdem ich im Fernsehen immer wieder deutsche Komiker darüber faseln hören musste, warum sie nicht begreifen, warum "Frauen immer zusammen auf Klo gehen", oder "immer einkaufen wollen, wenn Fußball kommt" und so und seitdem ich auch im realen Leben immer wieder beobachtete, wie viele Frauen und Männer sich fast schon lustvoll in Geschlechter-Stereotypen wiedererkannten, ja fast schon darin aufzugehen schienen, denke ich mir öfters: WIr leben doch im 21. Jahrhundert. Warum gibt es im 21. Jahrhundert noch rosa Überraschungseier für Mädchen und blaue für Jungs? Ich raffe das nicht. Warum regen sich Leute über weibliche Ghostbusters auf? Warum spielen immer noch so viele Mädchen mit mehr Puppen und so viele Jungs mehr mit Autos? Warum lesen Leute so Bücher wie "Männer sind vom Mars und Frauen vonne Venus?" Warum glauben so viele Leute daran, dass anerzogene Verhaltensweisen in den Genen stecken??? Sicher gibt es Frauenwahlrecht und so aber in den Köpfen ist teilweise noch finsterstes Mittelalter.

    wartet.auf.ihre.seele am 24.Nov 19  |  Permalink
    ZITAT: "Und alles unter 1000 Wörtern ist sowieso kurz."
    Was für'n Glück, dass wir hier nicht bei "Twitter & Co." sind - und das nicht nur wegen der fehlenden Zeichenbegrenzung.

    Die Ausdrucksweisen geschlechtsspezifischer Rollenverteilung sind wirklich viel-fältig, was? Das hat mir Dein Beitrag nochmal vor Augen geführt.

    Die einzige Antwort, die mir auf Deine Frage nach dem "Warum?" einfällt, ist die der inneren Sicherheit in der eigenen Rolle und der Orientierung und Sicherheit unter Menschen dadurch, dass der Gegenüber unbewusste Erwartungen an seine Geschlechterrolle erfüllt. Davon hatte ich in meinem "295-Wörter-Kommentar" ja schon geschrieben.

    Vielleicht kämen wir einer eindeutigen Antwort auf Deine Frage mit einem Expe-riment auf die Spur. Dazu bräuchten wir die Möglichkeit, die Menschen aus ihren gewohnten und erwarteten Rollenvorstellungen werfen zu können, indem wir ihnen die Möglichkeit nehmen, sich wie gewohnt zu verhalten und das erwartete Rollen-verhalten im Umfeld vorzufinden. Wir müssten praktisch einen geschlechterneu-tralen Minikosmos schaffen können.
    Aus den Reaktionen in einem solchen könnten wir evtl. ableiten, welche Funktion die Geschlechterrollen im Leben der Menschen haben.
    Ich habe mal eine Dokumentation von einem Kindergarten gesehen (Wenn mich nicht alles täuscht wird dieser in Dänemark betrieben.), in dem auf geschlechter-neutrale Erziehung der Kinder geachtet wurde.